1. Oktober 2020

"Früher hatte ich nie Dienstboten."

(Äußerung einer alten Dame mit Demenz, die von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin zur Toilette begleitet wird.)

Ende Januar 2020 beendete ich ein Projekt in einer Seniorenresidenz. Ich begleitete Mensch mit unterschiedlich ausgeprägter dementieller Erkrankung. Ziel war mit Entspannungsformen, entsprechend den Möglichkeiten der Senioren, Anspannung, Unruhe, Unsicherheiten, emotionale Unausgeglichenheiten, Schmerzen uva. auf eine einfache Art und Weise positiv anzugehen. Mehr dazu siehe in meinem früheren Blogartikel "Mentale Gesundheit".  

Ich denke häufiger an die wundervollen, humorvollen Begegnungen zurück.

Das Leben passiert und wir wissen nicht, was uns noch erwarten wird. Leider trifft diese Krankheit auch unsere Familie und das ist äusserst herausfordernd, mit anzusehen, wie man einen lieben Menschen "loslassen" muss, damit es ihm gut geht. 

Umgang und Kommunikation mit demenzerkrankten Angehörigen.

Einige FRAGEN: 

Wie gehe ich mit meiner Mutter/Vater (Schwiegermutter/-vater)? Wie kann ich mit ihr/ihm kommunizieren? Wie und was soll ich tun? Soll/darf ich Hilfe annehmen? Wie gehe ich mit meinen Emotionen um? Was unterstützt im Umgang und was schadet, was ist wichtig zu beachten?

Trotz Krankheit Demenz, ist das Angehörige ein erwachsener Mensch. Empathie und auf Augenhöhe kommunizieren, ohne zu «verkindlichen» oder gar nicht mehr zu sprechen, wäre fatal.

Versuche dich ins Gegenüber hineinzuversetzen. Das ermöglicht eine andere Sichtweise.

Da Hör- und Sehvermögen oft zusätzlich beeinträchtigt sind, wähle klare, einfache Sätze, mit Blickkontakt, ohne "schreien". Um die Antwort mit ja/nein oder mit einer Auswahl zu erleichtern. Bspw. "Geht es dir gut?" Statt die W-Fragen, die wir im Alltag vorwiegend nutzen "sollten"! 

Zeit und Geduld ist hier der Schlüsselbegriff. Warten, bis Antwort kommt. Da der Verlust der Sprache nach dem richtigen Wort und deren Bedeutung, Zeit braucht. Vermeide Stresssituationen. Und nimm Angriffe (verbal oder sogar körperlich) nicht persönlich.  

Emotional sind Demenzerkrankte oft angespannt, haben Ängste, Unsicherheiten, sind unruhig. Die Frage, was könnte dahinterstecken und was braucht das Gegenüber in dieser Situation, was könnte die Situation entspannen.

Auch nonverbale Kommunikation ist von grosser Bedeutung. Den Arm/Hand nehmen und streicheln, umarmen, die Gestik und Mimik können die Botschaft positiv beeinflussen.  

Nicht alles abnehmen. Machen lassen, was geht, von der Körperpflege bis hin zu hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Fördern und fordern auf eine sanfte Art und Weise. So kann eine gewisse Selbständigkeit erhalten bleiben (Wiederholungen). Strukturen können helfen sich zurechtzufinden. 

Soziale Kontakte sind immens wichtig. Das wirkt sich positiv auf die Emotionen aus. 

Erinnerungen wecken, wie bspw. geliebte Musikstücke gemeinsam hören, singen, basteln, dass was das Angehörige immer gerngehabt hat. 

Ein Beispiel einer Tochter, die ihre Mutter während 3 Jahren begleitete. 6 Sätze, die sie dabei unterstützt haben:

  • "Ich schaue auf die Dinge, die meine Mutter noch kann – nicht immer nur auf das, was nicht mehr geht."
  • "Es kommt nicht auf die Zahl meiner Besuche an, sondern darauf, wie viel Zeit ich mitbringe."
  • "Ich muss nicht alles allein machen."
  • "Ich darf mich meinen Emotionen nicht hingeben." 
  • "Nicht die Demenz schwächt meine Mutter. Es sind Verstandesdiebe, Räuber, die ihre Erinnerungen stehlen." 
  • "Auch wenn der Verstand sich trübt: Meine Mutter wird mich immer von Herzen lieben." 

Hol dir Unterstützung, früh genug, bevor die Herausforderungen dich überfordern. Es soll zugunsten beider Seiten sein. Es geht um das Wohlergehen, da schliesst das eine das andere nicht aus.

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